Weil Heimat überall sein kann!

Es sind die Tage, an welchen wir scheitern, die uns prägen. Es sind die Taten, die wir unterlassen, die uns am meisten verändern. Die Ereignisse in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind egal, ob vergangen, im Jetzt oder bevorstehend, nie in Stein gemeißelt. Sie sind reich an Interpretationen und unvorhersehbaren Folgen. Unvorhersehbar, solange wir leben und noch lange darüber hinaus. Heute bin ich niemand, morgen die Welt.

Wir schaffen uns einen persönlichen Lebensraum, beziehen Wohnungen, Häuser – was auch immer – und nennen es unser „Zuhause“: ein Ort zu dem wir „HEIMkehren“, wenn wir Zeit in der „Fremde“ verbracht haben. Ein Ort, an dem wir „leben“, „wir selbst sind“ und uns im besten Fall sogar wohl fühlen.

Aber wo leben wir eigentlich?
In einem Gebilde aus Stein, Holz und persönlichen Ausscheidungen? In einer Gemeinde oder einer Stadt? Vielleicht leben wir in einem Land? Auf einem Kontinent? Ganz sicher leben wir jedoch nicht auf ein und demselben Planeten, denn dafür scheinen wir zu verschieden zu sein. Warum sollte ein und dieselbe Rasse, ein und dasselbe Volk, also einfach Menschen, sich ignorieren, ablehnen, ausnutzen, hassen, wie Dreck behandeln, vergewaltigen, bekriegen, töten …

„Dock, dock, dock …“, es klopft an meiner Haustür. Ich öffne mich jetzt diesem Menschen. Ist das richtig? Oder lass ich die Tür lieber geschlossen und ziehe mich in mein Innerstes zurück. Verdränge es. So wie immer. Nein, es ist Zeit. Zeit, mich zu öffnen. Zu lange war diese Tür verschlossen. Ich öffne sie und ein ganz besonderer Mensch steht vor mir. Es ist eine Frau, sie sucht Schutz. Doch vor wem oder was? Ist es der aufkommende Sturm, vor dem wir schon so lange gewarnt haben, oder sind es Menschen, die ihr den Mund verbieten, sie nicht tolerieren und sogar verfolgen? Sind es Personen, die noch immer in Schubladen – wie rechts oder links, schwarz, weiß, gelb oder rot – denken wie handeln. Sie leben möglicherweise in ihrer Blase und schaffen es nicht, über den Tellerrand zu blicken. Vielmehr scheinen sie sich in Platons Höhle zu befinden und nur graue Schattierungen wahrnehmen zu können. Leute, unsere Welt ist bunt! Wer zu weit nach links geht, kommt rechts wieder heraus. Versteht ihr das? Solche Denkweisen sind es, die uns am Vorankommen hindern. So mancher bewegt und verirrt sich in höchst enge wie beschränkte Muster aus Nationalität, Religions- wie Geschlechtszugehörigkeit. Simple Strickmuster wie einmal links, dann einmal rechts! Oder rinks und lechts? Mauern aus Unverständnis, Furcht und Hass werden errichtet, so hoch, dass sie unüberwindbar scheinen. Ein moderner Turmbau zu Babel? Wie können wir diese Mauern zu Fall bringen, ohne uns selbst zu schaden? Ich will keine Waffe werden! Ich will ein Werkzeug der Liebe bleiben. Auch wenn sich zunehmend eine Art von (Meinungs)Terrorismus breitmacht, verseucht von Politik und Medienlandschaften, müssen wir diese Blind- und Taubheit wie Gefühllosigkeit, die uns aufgezwungen werden will, weder stoppen noch bekämpfen. Alles, was nicht wahrhaftig ist, steht mit zu kurzen Beinen auf dünnem Eis. Früher oder später werden diese Lügengespinste ganz von selbst zerreißen. Krachend wird das Lügengebäude bersten. Was echt ist, kann man nicht für immer im Verborgenen halten, denn die Wahrheit braucht keine Stützen oder Säulen, die sie aufrecht halten. Die Wahrheit steht ganz für sich selbst, kennt weder Zeit noch Raum.

Seien wir vielleicht ein zarter Grashalm, der durch Beton zum Lichte strebt, ein winziger Dominostein, der sich auf den Weg macht und alles zum Einstürzen bringt, was nicht mehr passt? Habe einfach den Mut, alles zu hinterfragen! Fakt oder Fake? Bereits zum 300. Male jährt sich Kants Geburtstag. Ja, ein Vorbild! Mein Vorbild. Sapere aude! Denn wir werden gelähmt. Erstarren. Lügen vergiften unsere Seele. Befreien wir uns von Indoktrination und Sklaventum, von Fremdherrschaft. Es ist Freiheit, nach der wir streben und allgegenwärtige Liebe, auf die wir hoffen und versuchen, diese selbst zu leben.

Wir tanzen, wir lachen, wir jubeln. Ja, wir jubilieren und singen gemeinsam das Hohe Lied der Liebe. Das Höhlengleichnis ist begriffen, und die Schattenbilder sind aufgedeckt. Das Licht der Erkenntnis überstrahlt das Schemenhafte und Dunkle. Das Böse ist erkannt und zeigt sich immer klarer und unverbrämt. Kontroll- und Machtsysteme sind dem Untergang geweiht. Wir tolerieren sie nicht mehr. Die Wahrheit gewinnt, das Böse verliert. Liebe nimmt alles ein.

Also heiße ich den Menschen willkommen, der vor meiner Tür nach Einlass begehrt. Ich öffne die Türe weit. Und ich öffne mich ihm. Jeder, der Schutz und Unterkunft sucht, darf eintreten. Und ich werde jedem zuhören, der meine Aufmerksamkeit wie Zuwendung sucht und benötigt. Gerne und geduldig lausche ich, lasse aussprechen und fühle mit. Als Geschichtenerzähler bin ich auch Geschichtensammler. Genaues Zuhören, bewusstes Hinschauen, empathisches Wahrnehmen lassen das Menschsein gelingen. Eindrücke und Gedanken fügen sich zusammen, formen sich, gewinnen Kontur und Aussagekraft. Sie sind Ingredienzien für Geschichten, um überhaupt Geschichten schreiben zu können. Ich schreibe Geschichten, von Mensch zu Mensch. Genau das ist es, was ich tun möchte und tun werde für meine Heimat und mein Zuhause. Denn genau auch dort befinden sich wunderbare Plätze und Nischen für einen Aspekt meines Heimatgefühles: Kunst.

Missverständnisse gibt es kaum bzw. nicht, denn meine Geschichten, Filme und Bücher sind die „Dolmetscher“. Es geht weder um unverständliche Symbole noch um geheimnisvolle Anagramme. Jeder interpretiert und konnotiert, wie er es selbst empfindet und wahrnehmen möchte. Für mich zeigt sich das Erzählen via Worte oder laufende Bilder als Möglichkeit, selbst zu wachsen und verstanden zu werden. Für Thomas Hobbes „homo homini lupus“ findet sich jedoch in meiner HEIMat weder Platz noch (Über)Lebensraum.

Also denn, sei mir gegrüßt, willkommen und herzlich aufgenommen, lieber Gast!

Hi, I’m Kemmer